19.08.2022
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Das Fischsterben in der Oder hat sich bislang nicht auf das Stettiner Haff ausgewirkt. Das belegen erste Ergebnisse aus den Gewässerproben, die vom Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern unmittelbar nach Bekanntwerden der Ereignisse in Polen und Brandenburg im deutschen Teil des Stettiner Haff entnommen und anschließend im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) von einem spezialisierten Labor analysiert wurden.
„Wir werden regelmäßig weiterbeproben, um Erkenntnisse im Zeitverlauf zu erhalten, aber für den Moment können wir ganz klar sagen, dass vom Wasser im Stettiner Haff keine Gefahr für Menschen oder Tiere ausgeht. Wir haben keine Hinweise auf erhöhte Schadstoffgehalte gefunden. Bislang sind auch keine toten Fische im Haff angekommen und wir werden alles dafür tun, dass das so bleibt. Ölsperren werden in den Ölwehrstützpunkten in Heiligendamm und Stralsund vorgehalten und könnten vom Technischen Hilfswerk sofort eingesetzt werden; auch das Havariekommando in Cuxhaven ist alarmiert und hat für den Ernstfall Unterstützung zugesichert. Mit anderen Worten: Wir sind vorbereitet“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Dr. Till Backhaus heute bei einer Pressekonferenz in Ueckermünde.
Der Minister betonte aber auch, dass aufgrund der Vorläufigkeit der Untersuchungsergebnisse und aus Gründen der Vorsorge noch keine Entwarnung gegeben werden kann, was das Fischen, Angeln und die Wasserentnahme in der Region anbelangt. „Aus Polen haben wir gestern Abend die Information erhalten, dass die Front der toten Fischen den südlichen Stadtrand von Stettin erreicht hat. Damit ist die Welle der Belastungen ca. 60 Kilometer vom Haff und etwa 80 Kilometer von der Ostsee entfernt. In der Wojewodschaft Westpommern wurden inzwischen 26 Sperren an 15 Standorten mit einer Länge von insgesamt 1935 Meter eingerichtet“, informierte er.
Die Ursache für das Fischsterben in der Oder ist hingegen weiter unklar: „Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde und vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin gehen derzeit davon aus, dass potentiell giftige Mikroalgen für die Umweltkatastrophe verantwortlich seien könnten. Unser LUNG arbeitet eng mit diesen Foschungseinrichtungen zusammen und wird die Gewässerproben auch speziell auf das Vorhandensein dieser Alge überprüfen. Bisher handelt es sich dabei aber nur um eine Hypothese von mehreren. Das heißt, wir werden in alle Richtungen weiterforschen“, betonte Minister Backhaus.
Dazu Tobias Woitendorf, Tourismusbeauftragter des Landes und Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern: „Wegen der unklaren Lage und Entwicklung besteht in der Tourismusbranche gerade am Stettiner Haff natürlich eine gewisse Verunsicherung. Es ist Sommersaison, dementsprechend sind viele Gäste in der Region. Behörden, Verbände und Tourismusorganisationen klären bestmöglich auf. Die Abstimmung untereinander funktioniert. Wir hoffen, dass die vorsichtshalber und vorläufig ausgesprochene Warnung vor dem Baden für das Stettiner Haff bald aufgehoben werden kann. Bislang gibt es keine weiteren Beeinträchtigungen, und wir können nur noch einmal betonen, dass weder an der Außenküste Usedoms noch in anderen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns eine unmittelbare Gefahr besteht. Im Gegenteil: Das Baden ist an den allermeisten Stellen der Ostseeküste und der Seen in Mecklenburg-Vorpommern weiter bedenkenlos möglich. Alle Gäste können beruhigt ihrem Urlaub nachgehen.“
Zur Aufklärung der Ursache für das massenhafte Fischsterben könnte auch das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) beitragen. „Wir sind mit dem DLR in Gesprächen, inwieweit Satellitenbilder auch rückwirkend Aufschluss über die Algenblüte oder andere Einflüsse auf Oder und Haff geben können. Die Fernerkundung ist ein spannender und in meinen Augen vielversprechender Ansatz“, sagte Minister Backhaus abschließend.