03.03.2025
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Teilnehmende an der Podiumsdiskussion
Im Interview:
Ludger Weskamp, Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes
Birgit Hesse, Präsidentin des Tourismusverbandes und des Landtages Mecklenburg-Vorpommern
Tobias Woitendorf, Geschäftsführer Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern und Tourismusbeauftragter des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Karsten Heinsohn und Maike Berndt, Geschäftsführung der dwif-Consulting GmbH
Moderation: Anne Stadtfeld
Publikum/Mentimeter:
Ich würde gern nachhaltiger agieren, aber das Tagesgeschäft lässt keine Zeit dazu. Haben Sie Tipps für diese Situation?
Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern:
Der Qualitätslotse qn.tourismus.mv/qualitaetslotse ist ein digitaler Helfer, um Tourismusakteure auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Ein Selbst-Check bietet eine erste Orientierung und die Möglichkeit zum Branchenvergleich. Individuelle Empfehlungen mit praktischen Tipps, Checklisten und schnellen Maßnahmen unterstützen bei der Umsetzung. Einen allgemeinen Überblick mit Best-Practice-Beispielen bietet auch der Nachhaltigkeitsleitfaden für Tourismusunternehmen qn.tourismus.mv/artikel/nachhaltigkeitsleitfaden-mit-praxistipps-und-best-practices.
Ostdeutscher Sparkassenverband:
Grundsätzlich gilt: Wer nur im Tagesgeschäft versinkt, läuft Gefahr, wichtige unternehmerische Chancen zu verpassen. Ohne klare Strategie und Unternehmensentwicklung überlässt man vieles dem Zufall. Deshalb ist es gerade für Unternehmer*innen wichtig, sich immer wieder Zeit für die Planung und Optimierung ihres Geschäfts zu nehmen. Das Sparkassen-Tourismusbarometer bietet im Kapitel IV-4 „Transformationsschritte in Richtung Zukunft“ (S. 76 bis 87) zu dieser Frage Empfehlungen zur Vorgehensweise, Checklisten und Hinweise auf Ansprechpartner. Das Sparkassen-Tourismusbarometer kann kostenfrei unter folgender Internetadresse heruntergeladen werden: osv-online.de/tourismusbarometer. Ein Auszug zum Thema "Schritte für die erfolgreiche Umsetzung nachhaltiger Prozesse" ist hier zu finden: tourismus.mv/artikel/schritte-fuer-die-erfolgreiche-umsetzung-nachhaltiger-prozesse.
Publikum/Mentimeter:
Wo gibt es Infos und Unterstützung zur Nachhaltigkeitsberichtspflicht?
TMV:
Im MV-TourismusTreff Qualität und Nachhaltigkeit 02 "Neue EU-Richtlinien für Nachhaltigkeit – Anforderungen und Chancen" qn.tourismus.mv/artikel/hohe-resonanz-beim-mv-tourismustreff-zum-thema-nachhaltigkeitsberichtspflicht informiert der TMV zu den Anforderungen des CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetzes (Corporate Social Responsibility) und den damit verbundenen ESG-Kriterien (Environmental, Social and Governance). Darüber hinaus wird dargestellt, welche touristischen Betriebe direkt oder indirekt von der Nachhaltigkeitsberichtspflicht betroffen sind und wie diese am besten starten können.
Publikum/Mentimeter:
Welchen Anteil am Tourismus haben die kleinen Gastgeber mit weniger als zehn Betten und sind diese im Barometer ausreichend abgebildet?
OSV:
Die amtliche Tourismusstatistik bildet Gastgeber mit weniger als zehn Betten nicht ab. Ihr Anteil an den Gesamtübernachtungen hängt von der Tourismusstruktur der jeweiligen Gemeinde oder Region ab. Ganz allgemein und wenig aussagekräftig schätzen Tourismusexperten den Anteil der kleinen Gastgeber mit weniger als zehn Betten vage auf fünf bis zehn Prozent. Auf Ortsebene kann man den Anteil von Gastgebern mit weniger als zehn Betten an den Gesamtankünften und -übernachtungen mit einem gewissen Aufwand feststellen. Denn die Meldescheindaten liegen bei den Kommunen vor. Das Sparkassen-Tourismusbarometer bildet die Übernachtungen in Betrieben mit weniger als zehn Betten nicht dauerhaft ab. Es gibt aber Sonderanalysen, in denen dieses Marktsegment untersucht und quantifiziert worden ist. Informationen hierzu gibt es im frei zugänglichen Online-Archiv der Sparkassen-Tourismusbarometer im Internet unter osv-online.de/verantwortung/tourismus/data-to-go-2025.
Publikum/Mentimeter:
Welche Maßnahmen plant die Tourismusbranche in MV, um die touristische Mobilität nachhaltiger zu gestalten, insbesondere im Hinblick auf öffentliche Verkehrsmittel und CO2-Reduktion?
TMV:
Die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit Verkehrsunternehmen, Kommunen und weiteren Akteuren, um nachhaltige Mobilität voranzutreiben. Ziel ist es, öffentliche Verkehrsmittel besser mit touristischen Angeboten zu verknüpfen, CO₂-arme Alternativen wie E-Mobilität weiterzuentwickeln und Gäste für nachhaltige Reisemöglichkeiten zu sensibilisieren. Mobilitätsprobleme können Tourismusakteure nicht allein lösen, doch sie leisten wichtige Impulse durch innovative Ansätze und die Integration nachhaltiger Lösungen in ihre Angebote. In Anknüpfung an den Workshop zum Thema touristische E-Mobilität im Rahmen der MV-Tourismustage gibt es eine neue Reihe der MV-TourismusTreffs zum Thema Mobilität, vorwiegend Elektromobilität auf dem Wasser: tourismus.mv/artikel/zukunftsweisende-impulse-beim-mv-tourismustreff-18-mobilitaet-elektromobilitaet-auf-dem-wasser.
Publikum/Mentimeter:
Investitionen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden sich erst langfristig refinanzieren. Haben Sie Tipps zur Finanzierung?
OSV:
Viele Betriebe haben Bedenken, das Thema Nachhaltigkeit anzugehen, da es mit großen Investitionen verbunden sein kann. Aber das ist der falsche Blickwinkel. Auch mit kleinen Schritten können Wirkungen erzielt werden, z. B. Ökostrom beziehen, Fuhrpark elektrifizieren, Ladesäule für Hotelgäste anschaffen. Die Betriebe müssen sich nur trauen, den ersten Schritt zu machen. Nachhaltigkeit sollte als Aspekt bei alltäglichen oder einmaligen größeren Investitionen mitgedacht werden. Die ökologischen oder sozialen Aspekte aus dem ESG-Gedankenansatz wirken sich langfristig positiv ökonomisch aus. Hier liegen Chancen, sich resilienter für die Zukunft aufzustellen. Die passenden Fördermittel hierfür vermitteln die Sparkassen und Banken. Kunden sollten frühzeitig diese Aspekte offen und direkt mit ins Finanzierungsgespräch nehmen. Somit können Fördermittel rechtzeitig bei größeren Finanzierungen in Zusammenarbeit mit der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) oder den Landesförderbanken in die Investitionsplanung mit aufgenommen werden. Heute erwartet kein Kreditinstitut, dass Betriebe schon komplett nachhaltig sind. Wer mit dem Thema noch nie Berührung hatte, den informiert und begleitet sein Finanzpartner auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Die Sparkassen und Banken zeigen, an wen man sich als Unternehmer*in wenden kann, wo Gelder herkommen und welche Fördermittel zur Verfügung stehen. Innerhalb der wirtschaftlichen Betrachtung bei der Kreditvergabe sollten ökologische Investments auch ökonomische Effekte haben. Das hat man im letzten Jahr besonders bei der Heizungsumstellung gesehen. Betriebe müssen Nachhaltigkeit als Chance sehen, sich resilienter aufzustellen und neue Ertragszweige zu erschließen, z. B. mit einer Photovoltaikanlage, die (kostenpflichtige) E-Ladesäulen für Gäste speist. Für Sparkassen gilt: In Zukunft, ab 2026, erwarten Kreditinstitute von berichtspflichtigen Unternehmen feste Kennzahlen. Dafür gehen Sparkassen schon heute auf ihre Geschäftskunden zu. Mit dem Sparkassen-ESG-Score wissen die Unternehmen, wie sie im Branchenvergleich abschneiden. Sparkassen begleiten ihre Kunden durch die Finanzierung ihrer Investitionen auf ihrer Transformation hin zu einem nachhaltigen Betrieb und lassen die Daten des S-ESG-Scores im Rahmen der Kreditvergabe mit einfließen. Damit wollen Sparkassen Anreize für Investitionen setzen und Betriebe so bei der Transformation unterstützen.