10.10.2024
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Ludger Weskamp, geschäftsführender Präsident des OSV: "Weichen stellen für nachhaltige Zukunft"
Der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern ist auf Wachstumskurs. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2024 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen Ergebnisse für Mecklenburg-Vorpommern der OSV am 10. Oktober 2024 in Rostock erstmals bei den MV-Tourismustagen 2024 vorgestellt hat. Der OSV gestaltete in diesem Jahr als Partner des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern den jährlichen Branchentreff tatkräftig mit.
Tobias Woitendorf, Tourismusbeauftragter des Landes und Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern: „Wir freuen uns, dass wir neben dem ADAC Hansa und den Industrie- und Handelskammern Mecklenburg-Vorpommerns auch den Ostdeutschen Sparkassenverband zu den Partnern der MV-Tourismustage zählen dürfen. Unsere Idee von der Gestaltung der Zukunft ist gleich, das heißt, wir schätzen die Kraft der Zusammenarbeit als Treiber, um auf den vielen Feldern der Veränderung zu einem regenerativen, nachhaltigen, qualitätsorientierten und zugleich wirtschaftlich erfolgreichen Tourismus voranzukommen.“
Die Zwischenbilanz für den Zeitraum Januar bis Juli 2024 weist einen Anstieg der Übernachtungszahlen in gewerblichen Betrieben gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 um 1,8 Prozent auf 18,5 Millionen Übernachtungen aus. Mecklenburg-Vorpommern übertrifft das Nachfrageplus in Ostdeutschland (1,7 Prozent) und liegt auf dem deutschlandweiten Niveau (1,8 Prozent). Die Touristiker im Land sind verhalten zuversichtlich. Das ergab die Stimmungsumfrage des Tourismusbarometers im Sommer 2024 in Ostdeutschland. Ein Großteil der befragten Destinationsmanager erwarten eine gleichbleibende oder sinkende Buchungslage in der laufenden Saison.
Die Stimmung im Gastgewerbe im Frühjahr und Sommer 2024 ist hingegen eingetrübt. Bei der Zukunftsplanung und damit einhergehenden Investitionen der Unternehmen in Tourismus- und Freizeitwirtschaft ist unzureichendes Eigenkapital oder schwache Bonität weniger ein Investitionshemmnis als Herausforderungen, wie steigende Kosten für Energie, Rohstoffe und Löhne, Fachkräftemangel, übermäßige Bürokratie oder der unsichere politische Rahmen und eine schwache Inlandsnachfrage.
„Für die Unternehmen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft lohnt es, auch angesichts unsicherer Rahmenbedingungen am Markt, sich auf das zu konzentrieren, was sie gestalten können. Wir müssen Tourismus anders denken. Nachhaltige Transformation ist kein Trend, sondern die Zukunft, in die es zu investieren lohnt“, betonte der Geschäftsführende Präsident des OSV, Ludger Weskamp. Tatsächlich ist die Nachhaltigkeit ein Treiber auf dem Weg in die Zukunft. Für die Gäste wird Nachhaltigkeit zunehmend zum Qualitätsmerkmal. Investitionen in die nachhaltige Transformation sind daher der Schlüssel für eine starke Marktposition in den nächsten zehn Jahren.
Mecklenburg-Vorpommerns Reisegebiete haben sich von Januar bis Juli 2024 gut entwickelt. Besonders starke Steigerungen der Übernachtungszahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichneten Westmecklenburg (+ 4,6 Prozent), Vorpommern (+ 2,9 Prozent) und Mecklenburgischer Ostseeküste (+ 2,2 Prozent). Auch Rügen/Hiddensee (+ 0,9 Prozent) hatte Nachfragezuwächse während Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte – 0,9 Prozent verzeichnete.
Zur guten Entwicklung Mecklenburg-Vorpommerns haben 2023 vor allem Westmecklenburg und die Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte beigetragen. Die Hotellerie hat mit 12,6 Millionen Übernachtungen 2023 Nachholbedarf, der Ferienwohnungsmarkt mit 9,7 Millionen Übernachtungen 2023 verzeichnet leichte Rückgänge und Camping mit 5,4 Millionen Übernachtungen in 2023 hat leichte Zuwächse. Saisonal sind das Frühjahr und der Sommer die Entwicklungstreiber. 2023 verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern im Zeitraum März bis August zwei Drittel aller Übernachtungen in 2023 (21,5 Millionen Übernachtungen). In den Herbstmonaten September und Oktober waren es 6,2 Millionen Übernachtungen oder 19,3 Prozent Anteil an 2023. Hier steckt noch viel Potential. Und in den Wintermonaten November bis Februar 4,7 Millionen Übernachtungen, also 14,6 Prozent.
Die Freizeitwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat in den ersten sieben Monaten 2024 die Besucherzahlen aus dem Vor-Corona-Jahr übertroffen. Die Zahl der Besucher in Kultur- und Freizeiteinrichtungen Mecklenburg-Vorpommerns verzeichnete von Januar bis Juli 2024 ein Plus von 1 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 (deutschlandweit 3 Prozent). Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau 2019 sind das aber 10 Prozent mehr Besucher. Für ganz Deutschland beträgt der Wert sogar minus 5 Prozent. Erfreulich ist die positive Bilanz ein Jahr nach der Eröffnung des Skywalks am Königsstuhl.
Das Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern verzeichnete im aktuell vorliegenden Bilanzjahr 2022 ein deutlich rückläufiges operatives Ergebnis bei leicht steigender Bonität. Denn die Gewinnmargen sanken um 9,6 Prozentpunkte im Bilanzjahr 2022 gegenüber 2021, zum Vergleich minus 5,2 Prozent in Ostdeutschland, minus 3,8 Prozent in Deutschland. Gleichzeitig stieg die Eigenkapitalquote der gastgewerblichen Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern um 0,9 Prozent, zum Vergleich plus 4,1 Prozent in Ostdeutschland, plus 0,2 Prozent in Deutschland.
Ein durchschnittliches Unternehmen im ostdeutschen Gastgewerbe mit 250.000 bis 500.000 Euro Jahresumsatz plant in den nächsten drei Jahren rund 43.000 Euro jährlich zu investieren. Das geht aus einer exklusiven Betriebsbefragung für das Sparkassen-Tourismusbarometer 2024 hervor. Die drei Haupt-Investitionsmotive in Mecklenburg-Vorpommern sind die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, die Senkung der Betriebskosten und die Entlastung der Mitarbeitenden.
Die Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer Übernachtungsquartiere in Mecklenburg-Vorpommern ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Punkte auf den Wert von 85,8 Punkten beim Trust Score gestiegen. Er liegt nach wie vor unter dem deutschlandweiten Trust Score (86,8 Punkte).
Besonders hoch ist die Gästezufriedenheit 2024 in der Mecklenburgischen Schweiz und Seenplatte (86,6 Punkte), auf Rügen/Hiddensee (86,4 Punkte) sowie in Vorpommern (86 Punkte). Westmecklenburg (84,9 Punkte) und Mecklenburgische Ostseeküste (84,5 Punkte) bleiben unter dem Landesdurchschnitt. Verhältnismäßig stark zulegen konnten 2024 im Vergleich zu 2023 Westmecklenburg (+ 0.7 Punkte), Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte sowie Vorpommern (beide + 0,6 Punkte). Rügen/Hiddensee (+ 0,3 Punkte) und Mecklenburgische Ostseeküste (+ 0,1 Punkte) verbesserten sich leicht.
Hohe Zufriedenheit erreicht der Trust Score bei der Location (92,6 Punkte), beim Service (90,2 Punkte) und dem Hotel (88,1 Punkte). Schwachstellen sind die Zimmer (75,3 Punkte), das gefühlte Preis-Leistungs-Verhältnis (65,2 Punkte), und der Internetzugang (41,3 Punkte).
Mit einem im Vergleich zu den Vorjahren verbesserten Score in den Kategorien „Zimmer“ und „Essen und Trinken“ kletterte Mecklenburg- Vorpommern im Bundesländerranking in beiden Kategorien vom elften auf den neunten Platz. Bei der Bewertung der Strände muss das ostdeutsche Küstenland in diesem Jahr Niedersachsen und Schleswig-Holstein wieder den Vortritt lassen. Ein erneuter fünfter Platz bei den Außenanlagen zeigt, dass sich in Mecklenburg-Vorpommern nachhaltig etwas getan hat, was durch die Gäste honoriert wird. Sorgenkind bleiben nach wie vor auch an der Küste die Internetverfügbarkeit und das Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei der Internetverfügbarkeit wurde Boden gutgemacht, wohingegen sich der Abstand beim Preis-Leistungs-Verhältnis weiter vergrößerte, obwohl sich die Preise im Wettbewerbsvergleich stabilisierten. Hier wirkt das hohe Preisniveau nach.
Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf rund 250 Onlineplattformen für Unterkunftsbetriebe zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.
56 Prozent der Deutschen sehen Nachhaltigkeit als Qualitätsmerkmal. Das ergab eine repräsentative Online-Panel-Umfrage unter Betrieben des Gastgewerbes in Deutschland 2024 des Deutschen Tourismusverbandes.
In den Unternehmen ist das Bewusstsein darüber vorhanden, aber es gibt noch zu wenig konkretes Handeln. In Mecklenburg-Vorpommern herrscht vor allem Nachholbedarf bei der ökologischen Nachhaltigkeit. Das zeigt eine Online-Betriebsbefragung in Ostdeutschland für das Tourismusbarometer. In Mecklenburg-Vorpommern denken 65,7 Prozent der Unternehmer, dass ökologische und soziale Maßnahmen die Qualität des eigenen Angebotes sichern. 29 Prozent stehen noch am Anfang in Sachen sozialer Nachhaltigkeit, 43,8 Prozent am Anfang in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit ist kein Alleinstellungsmerkmal einzelner Betriebe mehr, sondern wird zunehmend zum Selbstverständnis. Nachhaltige Unternehmensführung ist ein dauerhafter Prozess, der auf einer klaren Haltung, langfristigen Ideen und Investitionen aufbaut. Die Unternehmen werden mit Kosteneinsparungen, Effizienzsteigerungen, Mitarbeiterbindung und Zielgruppenerweiterung belohnt.
Zur Pressemitteilung und Präsentation: osv-online.de/blog/weskamp-weichen-stellen-fuer-nachhaltige-zukunft/